Im Gespräch mit Paul Maar

Pual Maar 2018, Bildrechte Sonja Och

Sehr geehrter Herr Paul Maar,
in Ihrem Jubiläumsjahr erscheinen zwei neue Bücher von Ihnen. Alle Sams Freunde werden sich auf „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ freuen. Und das andere Buch trägt den Titel „Ein Hund mit Flügeln“.

Wobei ich bei dem letzten Titel an meinen Hund denken musste, denn er hat große Ohren. Wenn ukrainische Kinder, die bei uns in der Nähe gelebt haben, haben sie den Hund als Dumbo angesprochen, wegen den Ohren.

Könnten Sie kurz skizzieren, um was es in den neuen Büchern geht?

Paul Maar: In „Das Sams feiert Weihnachten“ wurde vom Heiligen Abend erzählt. „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist die Fortsetzung, und spielt an einem einzigen Tag: dem ersten Weihnachtsfeiertag.

„Ein Hund mit Flügeln“ ist mein zweites Buch für Erwachsene. Es enthält u.a. eine längere und mehrere kurze Erzählungen, Auszüge aus meinem Tagebuch, Gedichte und Reiseerinnerungen.

Bild Fischerverlag

Die Redaktion: Wie war es, wieder in den Sams-Kosmos einzusteigen?

Paul Maar: Ich hatte ihn nie verlassen. Denn im Vorjahr und im Vor-Vorjahr war jeweils ein neues Samsbuch entstanden.

Die Redaktion: Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie zum Schreiben gekommen sind?

Paul Maar: Ich war ein leidenschaftlicher Leser. So war es nur ein kleiner Sprung vom Lesen zum Schreiben. Schon als Schüler schrieb ich Gedichte für die Schülerzeitung.

Die Redaktion: Man spürt beim Lesen, dass Sie ganz in die Perspektive der Kinder eintauchen. Wie finden Sie dazu den Zugang?

Paul Maar: Ich höre auf das Kind in mir.

Die Redaktion: Sie haben mit Ihren Geschichten und Erzählungen viele Kinder glücklich gemacht und wiederum auch deren Kinder. Was bedeutet eigentlich für Sie Glück? Kann man Glück anfassen, riechen, schmecken? Wie teilen Sie Ihr Glück mit anderen?

Paul Maar: Eine schwierige Frage, denn sie impliziert, dass ich glücklich bin. Meine Frau (mit der ich jetzt 62 Jahre verheiratet bin) ist seit einigen Jahren an Alzheimer erkrankt, kann nicht mehr sprechen, nicht mehr alleine stehen, erkennt mich nicht mehr. Da sind Glücksmomente eher selten.

Die Redaktion: Wir sind ein Familienspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Paul Maar: Mit meinen Kindern habe ich oft gespielt. Meistens Rollenspiele, bei denen sich die Kinder verkleidet haben. Michael spielte z.B. gerne einen Raben.

Ich habe ihm aus Pappe Flügel und einen Schnabel gebastelt und bemalt. Oder aus einem Waschmaschinen-Karton ein Haus gemacht. Bei Katja habe ich im selbst gebauten Kaufladen „eingekauft“.

Bild Oetinger Verlag

Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?

Paul Maar: Ich bin in den letzten Jahren des zweiten Weltkriegs Kind gewesen. Da ging es eher ums Überleben. Meine Mutter hatte keine Zeit, mit mir und meinem Bruder zu spielen, mein Vater war im Krieg und dann lange Jahre in Gefangenschaft.

Mein Bruder ist acht Jahre jünger als ich und war als Spielpartner eher uninteressant. Gespielt habe ich mit Ludwig, dem Nachbarsjungen aus dem Dorf, mit dem ich noch heute befreundet bin.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Paul Maar: Jean Paul würde da neben Laurence Sterne sitzen. Robert Gernhardt wäre auch eingeladen.

Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?

Paul Maar: Den Spaß. Dass ich beim Spiel mit den Kindern wieder selbst zum Kind wurde.

Deutschland, Birkenfeld: Paul Maar, Autor und Erfinder von „Das Sams“ privat bei sich zu Hause/Bild Copyright: Sonja Och

Die Redaktion: Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?

Paul Maar: Nicht ständig immer nur mit den Kindern zu spielen, und endlich mal anfangen, mein erstes Buch zu schreiben.

Die Redaktion: Ich hatte wirklich richtige Bauchschmerzen bei der Zusammenstellung der Fragen, denn viele Journalisten haben Sie gefragt und es sollte ja keinen langweilen.

Und es ist auch der Respekt vor Ihnen, denn Sie zählen für mich zu einem der großen Autoren. Danke, dass Sie die Fragen beantwortet haben.

Zu den Büchern
https://www.kinderspielmagazin.de/2022/10/06/geburtstag-von-paul-maar/

Zum Verlag
https://www.fischerverlage.de/buch/paul-maar-ein-hund-mit-fluegeln-9783103971576

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.