Angesagt – Stefan Lode & Andreas Reidl

Oma und Opa Tag kann kommen

Bild Herr Reidl (Bildrechte Grosseltern.de)

Sehr geehrter Herr Dr. Andreas Reidl, sehr geehrter Herr Dr. Stefan Lode,
Sie beide sind die Vorstände von Grosseltern.de.

Die Redaktion: Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, eine Plattform für oder besser gesagt von Großeltern aufzubauen?

Wie kommt es dazu, dass ein PR-Fachmann und ein Jurist doch ein solch außergewöhnliches Projekt auf die Beine stellen?

Vor allem weil man immer behauptet, Großeltern haben Angst vor der „neuen Technik“.

Reidl: Zunächst klingt das vielleicht etwas simpel. Wir beide befassen uns beruflich mit Menschen.
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit, als auch bei meiner Tätigkeit an der Hochschule befasse ich mich mit Phänomenen, die aus Bevölkerungs- veränderungen resultieren. Das klingt jetzt vielleicht sehr kompliziert, ist es aber nicht.

Zwei Beispiele: Der runde 60. Geburtstag – Mehr als 1,1 Mio. Menschen werden 2017 dieses Jubiläum begehen. Aber ‚nur’ rund 700.000 Menschen werden 2017 geboren werden. 21 Mio. Menschen in Deutschland geben an, dass sie mindestens ein Enkelkind unter 21 Jahren haben, aber ‚nur’ 8 Millionen Familien gibt es mit minderjährigen Kindern.

Über Eltern, alleinerziehende Väter und Mütter liest man viel. Diese Lebensphase hat die Aufmerksamkeit der Politik und der Öffentlichkeit.

Lode: Als Rechtsanwalt und Mediator war ich immer wieder mit der Situation von Großeltern konfrontiert, die ihre Enkel nicht oder nur begrenzt sehen dürfen. Andererseits gibt es auch Großeltern, die ihr Leben komplett auf die Bedürfnisse des Enkelkindes anpassen; über beide haben wir wenig gelesen und das wollten wir ändern.

Den Wert der Großeltern sichtbar machen, das war und ist unser Antrieb, mit dem wir zwei Ziele verfolgen:

1. Die Bedeutung der Großeltern für die Gesellschaft als Lobby-Plattform bewusst zu machen und
2. Das Beste für die Enkel anzubieten.

Reidl: Zur Angst vor der neuen Technik zitiere ich gerne Oma Vroni, die bei uns auf Facebook postet: „Ich bin gerne OMA.. und UR-Oma..!“ Die Zeiten haben sich geändert, moderne Omas/Opas und sogar Ur-Omas haben keine Scheu, sich mit Internet & Co. zu befassen. Vermutlich auch, weil sie mit den Enkeln mithalten wollen.

Die Redaktion: Eines Ihrer besonderen Projekte ist das Großelternkochbuch. Wie ist es zu diesem Projekt gekommen?

Reidl: Immer wieder kamen von unseren Nutzern Fragen zur Ernährung und vor allem zu dem Problem ‚Mein Enkel isst nicht oder schlecht’. Daraufhin haben wir eine Aktion gestartet und unsere Nutzer gefragt „Was sind Eure Gerichte mit der ‚Enkel schmeckt’s Garantie’?“.

Viele Nutzer haben uns daraufhin ihre Rezepte zugesendet. Diese haben wir dann zu dem grosseltern.de Kochbuch zusammengefasst.

Lode: Der Ansatz war: „Von Großeltern für Großeltern“. Das hat prima funktioniert, die Zweitauflage ist bald vergriffen.

Bild Herr Lode (Bildrechte Grosseltern.de)
Bild Herr Lode (Bildrechte Grosseltern.de)

Die Redaktion: Wissen Sie noch, was Ihr allererster Artikel auf Ihrer Website war?

Lode: Was war denn unser erster Artikel??

Reidl: Einen ersten Artikel gab es bei uns nicht. Wir sind mit einer Sammlung von Artikeln gestartet. Unser Anspruch war es von Anfang an, für die Leser interessant zu sein und ein breites Spektrum an Themen abzudecken.

Die Redaktion: Heutzutage haben Eltern kaum noch Zeit, um mit ihren Kindern zu spielen, welches durch eine aktuelle Studie aus Schweden unterlegt wird. Deshalb sind ja Großeltern „Goldwert“, denn diese haben Zeit und spielen anders mit den Kindern als die Eltern.

Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern und Großeltern gespielt? Und gab es ein besonderes Erlebnis, welches Sie nicht vergessen haben?

Reidl: Gespielt wurde bei uns viel. Sobald es von der Jahreszeit her ging, draußen in der Natur Fußball, Eishockey oder Schnitzeljagd. Aber natürlich auch drinnen. Die Bandbreite reichte von Mensch ärgere Dich nicht, Halma, Mühle, Dame, Schafkopf (das verrät meine bayerische Herkunft) bis hin zu Schach und Monopoly. Besonders erinnere ich mich an die Schnitzeljagd.

Hier mussten wir im Winter bei unserem Pfarrer klingeln und nach 2 Bananen fragen. Wir waren das vorletzte Team, das vorbei kam. Die Laune unseres Pfarrers war auf dem Tiefpunkt. Wir hatten Spaß und einiges zu erzählen, was wir an diesem Tag alles erlebt hatten.

Lode: Ich war als Kind mit meinen Eltern zu Weihnachten/Heiligabend häufig bei der Großmutter. Das gehörte in den ersten Jahren für uns dazu und es war ganz anders, als sie dann nicht mehr dabei war. Da fehlte was.

Bild Grosseltern.de
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Die Redaktion: Was fasziniert Sie beim Spielen?

Reidl: Die Gemeinsamkeit, die Herausforderung, der Wettkampf und das unabhängig vom Alter. Heute verliere ich beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht und bei Looping Louie gegen 7-jährige Enkel.

Lode: Mein Vater spielt mit meinen Kindern ganz andere Dinge als ich und das ist auch gut so.

Die Redaktion: Spielen Sie auch zu Hause?

Reidl: Ja klar, siehe oben.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Reidl: Eigentlich sind das die Spiele draußen. Am besten gefällt mir nach wie vor die Schnitzeljagd. Ein Quartier, einen Stadtteil, ein Waldstück erkunden und Aufgaben lösen müssen.

Die Redaktion: Würde Sie es nicht mal reizen, selber ein Spiel zu entwickeln?

Reidl: Reizen vielleicht schon, aber das sollte man besser den Profis überlassen. Die Welt der Spiele ist sehr unübersichtlich und auch sehr digital geworden. Spieleentwickler ist kein einfacher Job.

Lode: Ich finde die althergebrachten Spiele immer noch und immer wieder gut. Gerade für die Kleinen ist Spielen draußen etwa mit einem Ball wichtig. Das müssen wir fördern.

Die Redaktion: Spielen heute ist ja etwas anders, als es zu Zeiten von Oma und Opa war. Wie wäre es denn, neben dem Kochbuch ein Buch zum Thema „Wie spielten Oma und Opa“ herauszubringen?

Reidl: Das ist eine sehr schöne Idee. Wir diskutieren schon seit einiger Zeit, dass es wichtig ist, das Wissen, die Talente der Großeltern-Generation zu bewahren. Die betrifft Spiele ebenso wie das Handwerk, das Kochen und den Haushalt.

Lode: Mit unserem Kochbuch und auch dem Backbuch haben wir hierzu ja schon einen ähnlichen Schritt unternommen. Da sind ja Rezepte der Großeltern drin.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Reidl: Besser und bekannter zu werden, dass viele Großeltern Spaß an unserer Seite grosseltern.de haben und uns als wertvollen Partner für Anregungen, Tipps und Tricks schätzen lernen.

Lode: Es wäre schön, wenn sich noch mehr Großeltern bereiterklären würden, uns beim Aufbau zu helfen: Teilen Sie Ihre Erfahrungen, schreiben Sie Gastbeiträge und senden Sie uns Post.

Wilfried Just: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.