Sehr geehrter Herr Dr. Jakob,
für die Leute, die Sie noch nicht kennen, wie würden Sie sich beschreiben?
Herr Dr. Jakob: Ich bin vor allem humorvoll und optimistisch.
Wenn ich für eine Sache brenne, stürze ich mich voll hinein.
Die Redaktion: Sie sind Mitgründer der Firma TinkerToys, wo Kinder mit einer ganz besonderen Software ihr Spielzeug selber herstellen können.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Herr Dr. Jakob: Die Idee zu TinkerToys ist entstanden, als alle Gründer gemeinsam an einem anderen Projekt arbeiteten und in den Abendstunden beim Bier zusammensaßen.
Als Vater von zwei Kindern suchte Sebastian Schröder eine Möglichkeit, die Kreativität seiner Kinder zu fördern. Gleichzeitig wollte er deren Kompetenz im Umgang mit neuen Medien stärken und nachhaltig sollte es auch noch sein. Er suchte da schon recht lange nach einem geeigneten Spielzeug.
Als Wirtschaftsingenieur hatte Sebastian Friedrich dann die zündende Idee, das war im Jahr 2013. Durch seine Forschungen im Bereich 3D-Druck kannte er dessen Möglichkeiten. Ich brachte dann noch das kaufmännische Know-how ein. Und fertig war die Idee.
Die Redaktion: Die Eltern können mit den Kindern zu Ihnen kommen und einfach mal drauf los arbeiten? Oder werden die Kinder Schritt für Schritt herangeführt? Und wie lange dauert es, bis ein fertiges Spielzeug entsteht?
Herr Dr. Jakob: Eltern und Kinder können TinkerToys zuhause ausprobieren. Die Software ist browserbasiert.
Das heißt, ich gehe einfach ins Internet, logge mich auf unserer Website www.tinkertoys.de ein und kann anfangen, ein eigenes Spielzeug zu bauen. Im Grunde ist es wie ein digitaler Baukasten.
Sobald es fertig konstruiert ist, drucken wir die Unikate mit unseren 3D-Druckern aus und versenden diese. So hat jedes Kind ein zweifaches Spielerlebnis, einmal digital am Bildschirm und das zweite Mal, wenn es ein echtes, physisches Spielzeug in den Händen hält. Das macht natürlich mächtig stolz.
Wir haben interaktive Bauanleitungen im Baukasten, das sind kleine Videos, die die Software Schritt für Schritt erklären. Dadurch kann wirklich jeder das Programm von Zuhause aus nutzen.
In unseren Filialen in Magdeburg und Leipzig bieten wir auch Kindergeburtstage und Ferienkurse an. Die Kinder werden da von unseren Trainern unterstützt, die ihnen das Programm erklären und bei Fragen helfen können.
Die Redaktion: An wen richtet sich TinkerToys?
Herr Dr. Jakob: Wir richten uns an Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Jedes Kind kann mithilfe eines Tablets oder eines PCs eigene Spielzeuge oder Fantasieobjekte kreieren.
Unser Ziel ist es, den Kindern zu zeigen, dass man mit digitalen Medien mehr machen kann, als YouTube Videos zu schauen und Minecraft zu spielen. TinkerToys ist daher an der Schnittstelle zwischen digitalem Spiel und analogem Spielzeug.
Die Redaktion: Kann ein Kind auch Ersatzteile bei Ihnen drucken, wie den fehlenden Kopf einer Puppe?
Herr Dr. Jakob: Klar, sowas geht natürlich immer, kommt aber relativ selten vor. Manchmal werden Teile aus Modellbausätzen nachgebaut.
Häufig bauen sich Kinder auch neue Teile für ihre Legowelten, denn wir haben einen Verbinder, der mit Lego kompatibel ist. Oder sie bauen sich Charaktere aus ihren Lieblingsfilmen nach.
Man muss es sich vorstellen wie digitales Lego. Die Kinder können verschiedene geometrische Formen oder bereits vorhandene Vorlagen nutzen.
Diese können beliebig modifiziert und zusammengesetzt werden. Es geht uns darum, die Kreativität der Kinder heraus zu kitzeln.
Also weniger Reparaturwerkstatt, als vielmehr digitaler Baukasten für Neues.
Die Redaktion: Ist das nicht auch ein Bildungsziel, welches Sie mit TinkerToys hier umsetzen?
Herr Dr. Jakob: Ganz genau. Wir bieten unter der Marke TinkerSchool die CAD-Software auch für Schulen an. Schulen haben so die Möglichkeit, digitales Lernen praxistauglich umzusetzen.
Unterrichtseinheiten können interaktiver und interdisziplinärer gestaltet werden, indem mithilfe der CAD-Software bspw. Geometriestunden visualisiert und haptisch erfahrbar gemacht werden.
Digitales Lernen wird so Realität.
Aktuell arbeiten wir mit 5 Schulen zusammen, die unsere Software vor allem für die Vermittlung der MINT Fächer nutzen.
Die Redaktion: Haben Sie den Schritt von der Universität in die Wirtschaft bereut?
Herr Dr. Jakob: Direkt von der Uni in die Wirtschaft ging es bei mir nicht. Da muss ich etwas ausholen.
Meine Vita ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Nach dem Abitur ging ich als Zeitsoldat zur Bundeswehr. In den 12 Jahren studierte ich und arbeitete parallel zum regulären Dienst an meiner Dissertation. Im Anschluss an meine aktive Zeit beim Militär begann ich zunächst als Unternehmensberater zu arbeiten.
Das Beratungsunternehmen hatte sich auf die Umsetzung von Innovationsprojekten spezialisiert. Hier lernte ich auch Sebastian Schröder und Sebastian Friedrich kennen. Das war so 2012.
Seit 2013 haben wir dann begonnen, an der Umsetzung von TinkerToys zu arbeiten.
Zunächst nebenberuflich und Stück für Stück immer mehr. Seit 2015 besteht das Unternehmen als GmbH. Aufgrund des starken Wachstums sind wir alle irgendwann Vollzeit eingestiegen. Heute haben wir ein siebenköpfiges Team.
Also zusammenfassend: Ich habe den Schritt von der Universität in die Wirtschaft nie bereut.
Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
Herr Dr. Jakob: Bei uns waren Brettspiele immer sehr beliebt. Vor allem zur Weihnachtszeit. Meine Eltern achteten immer darauf, dass meine Schwester und ich neue Dinge früh ausprobieren konnten. So hatten wir relativ früh einen Computer zuhause.
Vor allem meine Mutter regte uns an, solche Technologien auszuprobieren.
Ich denke, davon habe ich mir Vieles bewahrt.
Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden? Und was ist Ihr Lieblingsspiel?
Herr Dr. Jakob: Kinder habe ich noch keine. Das ist noch in der Planung.
Am liebsten spiele ich Schach. Ich finde das Spiel sehr entspannend und gleichzeitig fordernd. Vor allem nach einem ereignisreichen Tag hilft es mir, den Kopf frei zu bekommen.
Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
Herr Dr. Jakob: Mich beeindruckt die Person Friedrich der Große. Gern würde ich mich einmal mit ihm an ein Schachbrett setzen.
Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch selber mal ein Spiel zu erfinden?
Herr Dr. Jakob: Auf jeden Fall! Ich verfolge schon lange eine Idee. Aber die würde ich gern noch für mich behalten.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Herr Dr. Jakob: Ich will TinkerToys bekannter machen und vor allem den Eltern die Scheu vor technischen Neuerungen nehmen. Ich würde gern dazu beitragen, dass Kinder frühzeitig die Möglichkeiten unseres digitalen Zeitalters kennen lernen.