Sehr geehrter Herr Reinl,
Sie sind Puppenspieler, Synchronsprecher und Geschäftsführer von bigSmile. Viele Leute verbinden Sie mit der Figur Wiwaldi. Und seit einigen Jahren spielen Sie die Figur des Elmo. Wie wird man eigentlich Puppenspieler?
Herr Reinl: Dafür gibt es keinen „Masterplan“. Da wird jeder seine eigene Geschichte haben. Bei mir fing es mit der grundsätzlichen Liebe zu diesem Genre an. Als Kind haben mich die Muppets, die Sesamstraße aber auch viele Zeichentrickhelden wie Bugs Bunny oder Biene Maja geprägt.
Diese Paralleluniversen, in denen alles anfangen kann zu sprechen, war und ist etwas, was mich sehr fasziniert hat. Dazu kommt die Möglichkeit, sich unendlich kreativ ausleben zu können. Für Puppenbau gibt es keine festen Regeln, da kann man alles verwenden, was einem geeignet erscheint.
Ich habe meine ersten Figuren aus purem Spaß gebaut und angefangen, damit kleine Shows und Filme zu inszenieren. So bin ich reingerutscht.
Die Redaktion: Woher nehmen Sie die vielfältigen Ideen? Wenn Sie unterwegs sind, haben Sie bestimmt immer einen Notizblock mit.
Herr Reinl: Ja, ich zeichne immer und überall. Man muss einfach immer nur die Augen aufhalten und vielleicht etwas quer denken, dann findet man überall Ideen für neue Figuren oder Szenen. Ich bin jemand, der in irgendwelchen Flecken auf dem Boden oder im Faltenwurf einer Tischdecke ein Gesicht erkennen kann.
Die Redaktion: Sie haben Ihre eigene Wiwaldi-Show und treten selber noch in vielen Shows auf. Und dann haben Sie auch Ihr Live Programm Pfoten Hoch. Wie bewältigen Sie dieses Mammutprogramm?
Herr Reinl: Ich empfinde meine Arbeit nicht als Arbeit, sondern mache alles mit großem Spaß und Leidenschaft, dadurch lässt sich das alles gut bewältigen. Natürlich ist aber auch ein wenig Strukturierung des Kalenders nicht schlecht. Ich mache mir jeden Morgen eine „to do“-Liste für den Tag.
Die Redaktion: Welche der Figuren spielen Sie am liebsten?
Herr Reinl: Fragen Sie eine Mutter, welches ihrer Kinder sie am liebsten hat…das kann man nicht eindeutig beantworten.
Natürlich hat man zu den Figuren, mit denen man häufiger arbeitet, eine bessere Beziehung, da man sie einfach mehr verinnerlicht und ihnen was von sich selbst mitgibt.
Die Redaktion: Sie ziehen mit den Figuren die Menschen wieder in eine kindliche Welt und erstaunlich ist, dass Menschen dabei mitmachen. Bauen und entwickeln Sie selber die Figuren?
Herr Reinl: Ja, die Figuren aus meinen eigenen Produktionen wie der „Wiwaldi Show“ oder „Jan & Henry“ stammen aus meiner eigenen Werkstatt. Sie werden von mir designt, gebaut und inhaltlich gebaut.
In der Sesamstraße, in der ich Elmo und den Wolf spiele, kommen die Figuren aus Amerika und sind auch charakterlich bereits vorgegeben, obwohl man auch diesen Charakteren immer noch eine eigene Note mitgibt.
Die Redaktion: Spielen macht ja auch bekanntlich neugierig und ist wichtig für jedes Kind. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Herr Reinl: Ja, allerdings mehr mit meiner Mutter als mit einem Vater.
Die Redaktion: An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Herr Reinl: Gespielt wurden meistens Karten- oder Brettspiele. Meistens die „Klassiker“ wie „Uno“, „Vier gewinnt“ oder „Mensch ärgere Dich nicht“. Letzteres hat mir übrigens im übertragenen Sinne meine Mutter beigebracht: Sich nicht zu ärgern, wenn man verliert.
Ich habe keinen besonders großen Ehrgeiz zu gewinnen, wenn ich spiele. Ich versuche hauptsächlich Spaß an der Sache zu haben und genieße die Zeit, die man beim Spielen gemeinsam verlebt.
Wenn man dann am Ende gewinnt, ist das eine schöne Sache, aber auch unwichtig. Ich kann auch gut verlieren. Ich kenne Leute, die verkrampfen dermaßen beim Spielen, weil sie immer gewinnen müssen, dass ich mich nicht mehr mit ihnen zum Spieleabend verabrede.
Adaptiert habe ich die gleiche Haltung bei meiner Arbeit (und im Leben).
Die Redaktion: Wenn Sie Kinder haben, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?
Herr Reinl: Ich habe zwei Neffen, die allerdings noch sehr klein sind (1 und 3 Jahre). Mit dem älteren spiele ich viel (wenn ich ihn sehe). Das sind in der Regel Fantasiereisen. Meine eigenen Puppen kommen dabei zwar nicht zum Einsatz, aber er liebt es, wenn ich allem um ihn herum eine Stimme und Charakter gebe. Da kann sogar ein meckernder Salzstreuer zu einem Spielzeug werden…
Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?
Herr Reinl: Von Zeit zu Zeit treffe ich mich mit Freunden zum Spieleabend. In der Regel Gesellschaftsbrettspiele. Eine Zeitlang haben wir viel „gesiedelt“ (Siedler von Catan).
Die Redaktion: Was fasziniert Sie beim Spielen?
Herr Reinl: Tatsächlich das Gemeinschaftsgefühl, die Geselligkeit und die „Flucht“ aus dem Alltag. Man konzentriert sich gemeinsam auf eine spezielle Sache und verfolgt ein Ziel.
Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?
Herr Reinl: Kein Spezielles.
Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen.
Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?
Herr Reinl: Unabhängig davon, dass das Kind in der Entwicklung ist, ist es ebenso auch wichtig und sinnvoll für die Eltern. Es kann Entspannung bringen, Blickwinkel verändern und neue Welten öffnen.
Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?
Herr Reinl: Das verrate ich nicht hier, sondern dem Patentamt!
Die Redaktion: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Zur Person
Er ist Geschäftsführer und kreativer Kopf von bigSmile. Martin Reinl entwirft, baut und spielt die meisten der Puppen in den bigSmile-Produktionen. Als Puppenspieler & Autor arbeitet er außerdem für die legendäre „Sesamstraße“ und übernahm dort 2012 exklusiv für Deutschland die Figur Elmo.
Als Synchronsprecher lieh er u.a. der Zeichentrickversion von „Mr. Bean“ seine Stimme.
Und Neu: Das Wiwaldi-Partykochbuch
Wiwaldi – seit vielen Jahren bekannt aus der Kult-Sendung Zimmer frei – hat sein erstes Buch „geschrieben“. Als perfekter Gastgeber präsentieren er und seine Freunde aus der für den Grimme-Preis nominierten Wiwaldi-Show ihre liebsten Rezepte für eine gelungene Party. Seine schüchterne Assistentin Charming Traudl überrascht mit verspielten Rezepten für Verliebte wie Möhren-Polenta-Herzen und Bananen-Lippenstiften.
Der Hai findet, dass Kochen überbewertet wird, er feiert lieber Cocktailpartys mit hochprozentigen Zutaten, der Jammerlappen liefert Not-Rezepte, wenn der Herd mal kaputt ist oder die Gäste unerwartet vor der Türe stehen, z. B. kalte Avocadosuppe oder zu Schnecken zusammengesteckte saure Gürkchen und Käseröllchen. Omi und Opi Flönz stehen für gute alte Hausmannskost und servieren Gulaschsuppe und Frikadellen mit Kartoffelsalat (auch für Vegetarier).
Ein Feuerwerk an lustigen, innovativen Rezepten für alle Wiwaldi-Fans, ergänzt um neue, exklusive Videos zum Aufrufen per QR-Code.
http://www.komet-verlag.de/Das_Wiwaldi-Partykochbuch.htm?BookID=6469
Bildquelle: Bigsmile