Gerd Ruge Unterwegs

Bild Hörbuch Hamburg

Persönlich zählt für mich Gerd Ruge zu den besten deutschen Journalisten überhaupt. Nun, mit über 80 Jahren, Gerd Ruge wurde 19928 in Hamburg geboren, hat er die Zeit gefunden, seine Geschichten und Erlebnisse einfach mal niederzuschreiben.

Was herausgekommen ist, ist eine ganz persönliche Geschichte und gleichzeitig auch Geschichte selber, denn als junger Mensch hat er bereits 1949 mit seiner journalistischen Laufbahn beim NWDR begonnen. Und somit ist dies auch ein Rückblick über die Entwicklung des Journalismus in Deutschland.

Gerd Ruge war der erste westliche Journalist, der nach dem Krieg aus Jugoslawien berichtete. Von hier aus ging es, nachdem er Adenauer bei seiner ersten Reise nach Moskau begleitet hatte, mehrere Jahre nach Moskau.

Mit bewegenden Worten erzählt er von der ersten Begegnung mit Chruschtschow. Adenauer beharrte in seinen Verhandlungen auf der Freilassung der Kriegsgefangenen. Adenauer war im Bereich der Verhandlungen ein schlauer Fuchs, denn er hatte die Delegation der deutschen darauf vorbereitet, trinkfest zu sein, indem er jedem verordnete, ein Glas Olivenöl zu trinken.

Bei der späteren Korrespondententätigkeit in Moskau hat Ruge immer wieder festgestellt, dass man als westlicher Journalist vom Geheimdienst beobachtet wird. Als er daraufhin Chruschtschow ansprach, dass man keine Möglichkeit hat, mit russischen Menschen zu reden, riet ihm Chruschtschow daraufhin, nach Sibirien zu fahren und kurze Zeit später waren alle Weichen für die Reise gestellt.

Während dieser Zeit lernte er auch Boris Leonidowitsch Pasternak kennen, der bei uns durch seinen Roman Doktor Schiwago berühmt wurde. Dem Autor sollte dafür der Nobelpreis für Literatur verliehen werden, welchen er auf Grund des politischen Druckes, bis hin zum Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der UdSSR, ablehnen musste.

Pasternak wollte aber auch in dieser Situation die UdSSR nicht verlassen, dies hat er auch in einem persönlichen Brief an Chruschtschow mitgeteilt.

Ende der 80er Jahre wurde der Autor rehabilitiert und postum wieder in den Schriftstellerverband der UdSSR aufgenommen. Den abgelehnten Nobelpreis hatte dann sein Sohn viele Jahre (1989) in Stockholm in Empfang genommen.

Wichtige Reportage waren u.a. 1968 die Ermordung von Martin Luther King und das Attentat auf Robert F. Kennedy.

Vier Tage im August
“Die Panzer beginnen zu schießen, feuern in die Luft, versuchen die Barrikaden wegzuräumen. Die jungen Leute springen auf, mit Planen, um den Fahrern die Sicht zu versperren. Einer fällt runter, wird überrollt, mehrfach, das ist der erste Tote.”

Gerd Ruge hat 1991 live vom Putsch gegen den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow berichtet.

In seinem Werk gibt er viele Einblicke über den politischen Alltag und den Umgang mit Diktaturen.

Viel Persönliches erfährt der Hörer oder Leser nicht, nur über seine Jugend, denn er konzentriert sich eher auf die Erlebnisse und Erfahrungen, die er als Journalist gesammelt hatte.

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Dabei ist er keiner, der anderen etwas vorschreibt, nein es ist seine Sicht. Und sein Fazit und Hinweis an andere Journalisten ist, dass man neugierig sein muss und ein paar gesunde Beine benötigt, um als Journalist zu arbeiten.

Fazit

Gerd Ruge sein markantes Gesicht, sein leichtes Nuscheln und seine Art und Weise mit Menschen umzugehen, haben ihn bekannt gemacht. Wie kaum ein anderer Journalist konnte er in seinen Reportagen die Menschen begeistern.

Seine Geschichten zu hören begeistert einfach, denn man erfährt viele Hintergründe, die in keinem Geschichtsbuch dieser Welt stehen.Für seine Beobachtungsgabe und sein Ohr für Zwischentöne wird er bis heute geschätzt. Und so sind es nicht nur die Begegnungen mit wichtigen Politikern sondern auch die mit den einfachen Menschen, von denen er berichtete.

Entstanden ist eine politische Autobiografie aus der Nahsicht, ein lebendiges Panorama über zentrale Ereignisse, Orte und Figuren der jüngeren Geschichte.

Mit Originaltondokumenten aus den Reportagen. Die Geschichten von Gerd Ruge faszinieren den Hörer.

Gelesen wird das Werk von Hans Henrik Wöhler. Wöhler ist die Erzählstimme zahlreicher Dokumentarfilme und Fernsehreportagen bei ARD, ZDF und arte. Er ist Sprecher für Hörbücher und Hörspiele sowie Kopf des Ensembles RADEBASS.

Wöhler studierte Journalistik und schrieb zunächst für Zeitungen, später Hörfunkfeatures. Neben Auftritten als Darsteller vor der Kamera schreibt er auch Märchen für Kinder.

Verlag Ostwerwold/ Hörbuch Hamburg

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