Knallberts Tagebuch

Bild Panini

Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand bekommen habe, war ich ziemlich verwundert. Bitterböse Schulsatire und ironische Angriffe auf das Bildungssystem ist man zwar gewohnt, aber hier bekommt so ziemlich jeder sein Fett weg.

Das Ganze ist mit Sicherheit nichts für kleine Kinder, aber ein genialer Lesespaß für deren Eltern…

Lehrerneuling Klaus-Norbert Albert ist das, was man sich unter einem engagierten Lehrer vorstellt. Hoch motiviert tritt er seinen Dienst an, doch gleichsam mit dem Kontakt zur Realität schwindet sein Enthusiasmus.

Sein Arbeitsplatz, die Erhard-von-Essnig-Klensing-Gesamtschule, gleicht einer fiesen Mischung aus „Rütli“ und Nervenheilanstalt – dumm nur, dass die Wärter kaum von den Insassen zu unterscheiden sind.

Doch nicht nur die nervenaufreibenden Schüler treiben „Knallbert“ (eine liebevolle Benennung des Lehrkörpers in Anlehnung an seinen Namen) in den Wahnsinn. Auch seine vollemanzipierte Lebensgefährtin, geistig umnachtete Exkollegen, skurrile Mitarbeiter und Eltern, die von der geistigen Gesundheit ihres Nachwuchses voll überzeugt sind, setzen dem armen Kerl richtig zu.

„Knallberts Tagebuch“ ist eine Mischung aus Comic und Tagebuchroman. Der Protagonist schildert seine Erfahrungen und liefert dazu die passenden Bilder. Die liebevollen Figuren und der grandiose, derbe und tiefschwarze Humor gehen hierbei Hand in Hand und provozieren regelrecht die Lacher auf Seiten des Lesers.

Wer hinter diesem Buch einen fiesen Schülerhasser vermutet, könnte durchaus recht haben – im Grunde ist es aber eine Liebeserklärung an die Bildungs(heil)anstalt. Die Figuren im Buch wecken durchaus Erinnerungen an die eigene Schulzeit, wenn auch nicht in dieser überzeichneten Form. Es werden Bilder von Lehrern nachgezeichnet, die durchaus (freilich in stark abgeschwächter Form) wiederzufinden sind.

Auch die Schüler sind freilich eine bitterböse Karikatur, obgleich sich die abgeschwächten Versionen tagtäglich durch die Schulkorridore zwängen. Dem Autor gelang es, den Wahnsinn des Schulalltages mit seinen vielen kleinen Verrücktheiten einzufangen und hemmungslos zu überzeichnen.

Sofern man davon absieht, das Ganze nicht bierernst zu nehmen, wird schnell deutlich, das eben nicht (nur) die Unfähigkeit der Lehrer und Grenzdebilität der Schüler persifliert wird, sondern die Gesellschaft und ihre Gedanken zum Thema „Schule“ die eigentliche Hauptrolle spielen und ordentlich durch den Kakao gezogen werden.

Fazit

Das Buch ist eine Satire fernab des Mainstream: Bitterböse, bissig und unwahrscheinlich brillant. Vor allem Ältere dürften an diesem Buch ihre helle Freude haben, für Kinder und Jugendliche hingegen ist das Ganze nicht so sehr zu empfehlen.

Zum einen handelt es sich um einen reichlich speziellen Humor, der nicht nur Vorkenntnis und Abstraktionsvermögen verlangt, sondern auch ein kritisches (Selbst-)Reflexionsvermögen. Ob das im Alter von unter 16 Jahren in dem Maße vorhanden ist, sollte man sich vor dem Kauf genau überlegen. Es wäre jedenfalls schade, wenn es im Regal verstaubt oder heillos missverstanden wird.

Die Kosten für „Knallberts Tagebuch“ halten sich im Rahmen: Für rund 13€ ist es im Handel erhältlich. Aus unserer Sicht eine vergleichsweise geringer Preis für ein großes Lesevergnügen. – was am Ende bleibt ist bissig, witzig und brillant.

Knallberts Tagebuch: Keine Gnade für Schüler! ist aktuell beim Panini Verlag erschienen.

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