Angesagt – Katrin Gerken

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Sehr geehrte Frau Katrin Gerken,
Sie sind Schauspielerin und Sprecherin. Sie sprechen die Hörbuchreihe Bobo der Siebenschläfer (Jumbo neue Medien).

Die Redaktion: Für die Leute, die Sie noch nicht kennen, wie würden Sie sich beschreiben?

Katrin Gerken: Hm. Bewegungsfreudig – in jeder Hinsicht: körperlich und geistig. Naturverbunden, gesellig und hoffentlich spontan.

Na, das hört sich ja großartig an – meine Familie würde vermutlich anderes behaupten!!!

Die Redaktion: Wie sind Sie als Schauspielerin zum Hörbuch gekommen?

Katrin Gerken: Anja Hasse, die damalige Hörbuchregisseurin beim JUMBO Verlag, sprach mich nach einer gesehenen Theatervorstellung von mir an, ob ich nicht Lust hätte, mal in den Verlag zu kommen. Tatsächlich war meine allererste Produktion für diesen Hörverlag dann die erste Bobo-CD – damals eher als Experiment gedacht, ob auch kleinste Kinder mit diesem Genre etwas anfangen können.

Keiner konnte ahnen, dass ich noch heute – und immer noch sehr gerne! – mit diesen Geschichten zu tun haben könnte!

Die Redaktion: Wie sieht die Arbeit einer Hörbuchsprecherin aus? Wie bereiten Sie sich auf diese Aufgabe vor?

Katrin Gerken: Als Hörbuchsprecherin versuche ich, die literarische Vorgabe atmosphärisch und der gemeinten Altersgruppe entsprechend einzufangen. Dafür sehe ich mir den Text wie auch – im Falle von Kinderbüchern – die Illustrationen so genau wie möglich an.

Ich versuche, mir die in dem Buch vorkommenden Figuren sehr genau vorzustellen und mir Stimmen für sie auszudenken, die ihrem Charakter entsprechen.

Bei Bobo-Aufnahmen zum Beispiel sind meine Papiere bunt markiert, denn ich markiere die verschiedenen Figuren farblich. So kann ich alles auf einen Blick erfassen. Neben der Stimme ist der hörbare Atem mindestens genauso wichtig, um eine Situation lebendig und gerade für die Kleinen fühlbarer zu machen.

Die Redaktion: Ist der Beruf der Schauspielerin/ Hörbuchsprecherin für Sie ein Beruf oder eine Berufung?

Katrin Gerken: Ach – Berufung hört sich für mich viel zu auserkoren, zu hehr an. Nein, es ist mein Beruf, den ich allerdings sehr liebe. Man braucht seine Werkzeuge – den Körper, die Stimme, die Konzentration – und bestenfalls entsteht in der Arbeit dann mehr als nur die Summe dieser.

Meine Phantasie wird immer wieder neu und anders gefordert – das liebe ich. Ja, ich denke, es ist kein Beruf, der halbherzig ausgeführt werden kann.

Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Katrin Gerken: Sehr viel!!! Meine Mutter, die heute noch leidenschaftlich Skat spielt und meine Kinder und mich scham- und gnadenlos bei Kniffel oder Canasta abzockt, war Kindergärtnerin.

Gefühlt alles, was sie mit den Kindern im Kindergarten spielen oder basteln wollte, wurde im Testlauf mit uns ausprobiert: Ton, Bast, Papier, Gips, Stroh, Sisal: jedes erdenkliche Material wurde mehr oder weniger erfolgreich von mir in meiner Kindheit malträtiert.

Und kein Spiel, das nicht an uns getestet wurde, bevor es in die Kindergartenwelt meiner Mutter entlassen wurde. Das war großartig!

Im Winter gab es lange Puzzleabende, wo nebenbei alles Wichtige besprochen wurde – sehr geschickt… Auch gewürfelt wurde viel; wir haben wie verrückt Canasta gespielt – es war mein persönlicher Ritterschlag der Familie, als ich mit sieben, als Kleinste, endlich das Spiel verstanden hatte und mitmachen durfte.

Später war ich verrückt nach Schach.

Das Spielen draußen war aber wichtiger: Fußball, Rollschuhfahren, Tischtennis, Völkerball, Räuber und Gendarm in der Dämmerung – herrlich. Und das Allertollste war, wenn die Erwachsenen da mal mitmachten – unübertroffen. Das war, als hätte unsere Kinderwelt für kurze Zeit die Macht übernommen.

Deshalb liebe ich das Theater: ich darf spielen!!

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Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden?

Katrin Gerken: Abgesehen vom Theater liebe ich das Würfelspiel „Mäxchen“ – oder auch „Lügen“ genannt. Gerade mit Freunden in der Toskana haben wir lange Nächte damit verbracht.

„Dixit“ finde ich großartig – ich bin immer ganz baff, wie gerade unsere Kinder und ihre Freunde ihre Spielentscheidungen dort erklären.

Die Kniffel- und Canastaliebe hat angehalten – und draußen mag ich Tischtennis und Volleyball.

Auch bei langen Autofahrten wird gespielt: z. B. „Alles-Raten“: man denkt sich IRGENDETWAS aus, ein Gefühl, einen Gegenstand – ganz egal – und die anderen müssen reihum durch geschickte „Ja- oder Nein“-Fragen herausfinden, um welchen Begriff es sich handelt. Der beste Zeitfresser auf Reisen.

Unser alljährliches Silvesterspiel ist Scharade – je größer die Runde, desto besser. Da hat schon meine damals zweijährige Tochter mitgespielt und erfolgreich „Ich sitze in der Badewanne und bade“ vorgespielt.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Katrin Gerken: Hm, zu einem Spiel, nicht zu einem Gespräch… es müsste jemand sein, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt und etwa nur Spaß hat, wenn er gewinnt – das finde ich ja tödlich für Spielrunden – … und das Spielen selbst aber wichtig nimmt.

Peter Ustinov. Ja. Unbedingt.

Die Redaktion: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Informationen
https://www.jumboverlag.de/Katrin-Gerken/p_27.html

 

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